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Pilgeraltag

Sonstiges > Jakob(u)sweg

Im Mittelalter war es unter anderm die Aufgabe der Mönche und der Jakobsbruderschaften, Hospize (von lat. hospes, Gast) für die landfremden "im Elend" befindlichen Reisenden und Pilger bereitzustellen. Nicht alle Pilger überlebten die beschwerliche Reise. Kranke Pilger wurden in den Hospizen oder Spitälern (städtischer Typ) gepflegt. Dort kümmerte man sich im Falle des Todes eines Pilgers auch um die Verwaltung seines Erbes. Die Pilgerration, die in den Hospizen nach vorheriger Andacht angeboten wurde, bestand traditionell aus einem Schoppen Wein aus der "Jakoberkanne" (mittelalterliches Steinzeuggefäß), einem Pfund Brot und Suppe. Die Nachweise dieser Pilgerhospize auf der Wegeroute in Richtung Metz sind die bedeu-tendsten Hinweise für den Verlauf des Jakobsweges!

1495 schreibt der deutsche Mönch Hermann Küng von Vach den mehrfach aufgelegten Pilgerführer: "Die Straß und Walfart zu sant Jacob". Er verweist darin auf die zahlreichen Reliquien und Gnadenbilder am Wegesrand und versäumt nicht, auf trinkbares Wasser "...darnach fyndesttu eynen born der ist reyn..." oder fällige Zollabgaben "...darnach müßtu geben Tzoll..." hinzuweisen. Je nach Standort betrug der Reiseweg von Deutschland aus nach Santiago de Compostela über 2000 km; zu Fuß konnte man 20-30 km pro Tag bewältigen, zu Pferde ging es natürlich schneller.

Auch bei einer mittelalterlichen Pilgerreise entstanden Kosten. " ...einer hin kompt an gelt, der ist ain unwerder moensch..." schreibt Geiler von Kayserberg in seinem Pilgerführer. Geld wurde u.a. benötigt für Verpflegung, Kleidung, Almosen und Spenden, Arzt, Brücken und Wegezoll und schließlich das Pilgerabzeichen.

Vor Antritt des Weges hieß es Abschied nehmen. Dazu gehörte es u.a., sein Testament zu machen, die Schuld- und Unrechtsverhältnisse zu klären und - falls möglich - ein Empfehlungsschreiben des örtlichen Pfarrers oder eines Klosters zu erhalten. Auch großzügige Spenden seitens Wohlhabender an Arme waren vor Reiseantritt üblich.

Viele Motive wurden mit dem Hauptanliegen, der Aufsuchung des Jakobsgrabes, verbunden: Erfüllung eines Gelübdes, Buße tun, den Ablass für alle Sünden erhalten, einem möglichen Feldzug aus dem Wege gehen, Abenteuerlust, Flucht, oder auf Grund der Verhängung einer Strafe. Als bewaffnete Pilgerfahrten lassen sich die Kreuzzüge werten, denn Sie waren mit weitreichenden Ablässen versehen und sorgten für zusätzlichen Aufschwung des Pilgerwesens. Auch beauftragte und bezahlte Pilgerreisen waren üblich. Könige und Adlige pilgerten aus Prestigegründen. Geschäftliche und wirtschaftliche Ziele ließen sich bei Bedarf verknüpfen.

Zum Aufbruch der Pilgerreise bot sich bevorzugt die wärmere Jahreszeit an. Dies war die Zeit der Jahrmärkte und der Jakobsmärkte sowie der Kirchweihfeste. Jetzt waren viele Menschen unterwegs, die Auskünfte zum Weg und zu den Übernachtungsmöglichkeiten gaben und die Schutz gewähren konnten. Was Feld und Wald zu bieten hatte, stillte zudem den Hunger.

Ein Pilger (bzw. eine Pilgerin, denn auch Frauen und Kinder waren unterwegs), war gut gegen die Sonne geschützt. Er trug üblicherweise einen weiten Wettermantel, die sog. Pelerine, einen breitkrempigen Hut, eine Brusttasche, einen Pilgerstab sowie eine Trinkflasche, die sog. "Gurde" (oft war dies ein ausgehöhlter Kürbis!). Im Winter wurde auch Schuhwerk notwendig, jedoch "nit gancz neü" empfiehlt der Pilgerführer. Die Jakobsmuschel am Hut, am Mantel oder an einer Schnur um den Hals, diente als Erkennungssymbol.

Neben Klöstern als Verpflegungs- und Unterkunftsmöglichkeit boten auch manche Bauern auf ihren Höfen in den Scheunen gegen einen kleinen Obulus Strohlager und Kost für die Pilger an. Manche Pilger waren, je nach Reichtum, zu Ross, mit dem Maultier oder in der Tradition Jesu mit dem Esel unterwegs und mussten dementsprechend einen Aufpreis zahlen.

Die Vorratshaltung an Lebensmitteln war für die oft langen Wegstrecken überlebenswichtig. Gutes Brot, Käse, Obst und Fleisch waren, falls erhältlich, sehr geschätzt. Der Wein galt als stärkendes Getränk, das gegen Krankheitserreger schützte und war fester Bestandteil der Pilgernahrung. Viele Klöster, so auch das Priorat Wintringen, betätigten sich daher in der Landwirtschaft und als Förderer des Weinbaus, der im 15. und 18. Jh. in dieser Region seinen Höhepunkt erreichte. Eine mittelalterliche Prozessakte überliefert uns die Plünderung des Weinbestandes des Wintringer Priors... .

Der heimatliche Segen und spezielle Gebete für Pilger waren ein wichtiges Ritual beim Abschied eines "Mutigen", der auf Pilgerfahrt ging. Gesungen wurde der Psalm "Qui confidunt in Domino". Dazu überreichte der Priester den Pilgerstab und die Tasche. Sonntags kamen die Wadgasser Mönche in die Kuchlinger oder in die Wintringer Kirche, und mit etwas Fantasie kann man sich den feierlich gestalteten Auszug eines Pilgers bildlich vor Augen führen.


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